Da ist er, der 25.07. 2017, der errechnete Geburtstermin. Unser Baby ist noch immer nicht da, aber die Geburtsgeschichte beginnt schon jetzt.
Dienstag, der 25.07.2017
Ich habe bereits früh am morgen einen Termin in meiner Wunschklinik. Dort angekommen werde ich erstmal ans CTG angeschlossen. Wehen? Ne, nix. Danach müssen wir lange warten. Sehr lange. Ich bin wahnsinnig nervös, weil ich weiß das heute unsere Deadline endet. Übertragen soll ich mit der Kaiserschnittnarbe und der gespaltenen Plazenta nicht.
Der Arzt untersucht mich und spricht mit mir lange über den nächsten Schritt. Er empfiehlt mir, nicht länger zu warten. Ob ich eventuell doch einen Kaiserschnitt möchte? NIEMALS! Also einleiten? Ich bin mir nicht sicher. Aber was bleibt mir anderes übrig?! Bei Olivia ging das Einleiten der Geburt schief. Kurzfassung: Bei ET +10 wurde die Einleitung mit Tabletten begonnen…5 Tage später kam sie zur Welt. Nach 3 Stunden Presswehen und einem Kopf der immer wieder zurück rutschte, wurde ein Notkaiserschnitt gemacht. Mehr möchte ich dazu gerade gar nicht schreiben, denn das würde den Rahmen sprengen. Die Erinnerung an die Geburt, schmerzt. Und auch die Angst vor einer weiteren Einleitung. Ich habe Angst das ich wieder tagelang Wehen habe und es WIEDER im Kaiserschnitt endet.
Der Arzt spricht mir Mut zu. Der Muttermund ist geöffnet und die Kleine ist eigentlich schon startklar. Es fehlt nur ein kleiner Anschupser – ich schaffe das! Und Tabletten – die gibt es hier sowieso nicht mehr.
Ich soll am nächsten Tag um 8:30 Uhr im Kreißsaal anrufen und fragen, wie voll es ist und ob ich zur Einleitung kommen darf. Wenn zuviel los ist, soll ich am 27.07. gleich morgens vorbei kommen. Okay…Die Kliniktasche wird nochmal gepackt, die Kreißsaaltasche überdacht.
26.07.2017
Wir bringen Olivia zum Kindergarten. Zuhause rufe ich im Kreißsaal an und frage nach. Antwort der Hebamme: „Sie können kommen. Hier ist alles ruhig.“ Es geht also tatsächlich los! Meine Oma holt sie später von dort ab und mein Vater betreut meine Große nach der Schule. Im Kreißsaal angekommen, werden wir super freundlich empfangen. Erst wird ein CTG geschrieben, dann werde ich von der Ärztin untersucht und sie legt mir den Zugang. Sie sagt sie würde die Geburt gerne mit Gel einleiten, nicht mit einem Tropf. Der Tropf ist zu riskant für die Narbe. Ok. Dann Gel.
Als ich wieder auf dem Kreißsaal-Bett liege, bekomme ich die kleinste Dosis Gel. Gespürt habe ich davon nichts. Es war absolut nicht unangenehm! Blöd ist nur, das ich jetzt 1 Stunde am CTG liegen muss.
Das was jetzt passiert, benötigt einen extra Absatz, denn wenn ich daran denke, kommen mir noch immer die Tränen:
Die Hebamme kommt wieder herein. Sie setzt sich zu uns und fragt mich wie es mir geht. Wir reden über die Einleitung und dann sagt sie folgendes:
Ich habe mir den Geburtsbericht deiner Tochter Olivia nochmal ganz genau durchgelesen. Damals lief ja einiges schief. Ich kann mir gut vorstellen, das du das Geburtstrauma der Einleitung noch nicht ganz überwunden hast. Wir und vor allem ich – werden alles tun was möglich ist, damit das NICHT wieder passiert. Wenn du nicht in den selben Kreißsaal möchtest wie damals, dann brauchst du das nicht! Dann „reservieren“ wir dir einen anderen. Und wenn du nicht willst das ich dein Baby entbinde, weil ich damals bei Olivia dabei war, dann ist das auch Okay. Dann gehe ich. Egal was sein sollte, sprich mit uns, sag uns was los ist. Wir schaffen das!
Selbst jetzt beim Schreiben kullern mir noch die Tränen herunter. Ich hab mich wahnsinnig wohl gefühlt und gehofft das SIE, diese Hebamme, mich die ganze Geburt über begleiten wird. Bitte Baby, beeile dich!
Das Gel wirkt sehr schnell. Ich spüre die Wehen und sehe sie auch auf dem CTG. Wow, wird die Einleitung jetzt wirklich so fix gehen?! Kommt unsere Maus jetzt bald zur Welt?!
Wir gehen spazieren und gönnen uns im Krankenhaus Kiosk/Café ein Eis 😀
Mir geht es gut. Die Wehen spüre ich zwar, sie sind aber noch nicht schmerzhaft. Ich habe nur wenigen Menschen erzählt, das heute die Einleitung startet und die kleine Maus (hoffentlich schnell) zur Welt kommt. Ich möchte nicht tausendmal gefragt werden: ….und? Schon da? Wie siehts aus? Was ist los?
Die „Elite“ die Bescheid weiß, bekommt von mir regelmäßig Updates per WhatsApp 🙂
Um 14:00 Uhr geht es wieder in den Kreißsaal. Die Wehen werden stärker und regelmäßiger. Am Muttermund tut sich jedoch nichts. Wir gehen auf mein Zimmer (das ich mittlerweile bezogen habe und mir mit einer frisch gebackenen Mami teile). Da die Schmerzen sich noch in Grenzen halten, fange ich an mein neues Buch zu lesen: Die Tore der Welt von Ken Follett. Das Buch hat 1294 Seiten. Für eine lange Geburtsreise bin ich also gewappnet. Am Ende habe ich übrigens 288 Seiten lesen können 🙂
Am Abend schaut noch meine zukünftige Schwiegermutter vorbei. Wir trinken zusammen noch etwas auf der Terasse des Cafés und genießen die Sonnenstrahlen. Mittlerweile werden die Schmerzen auch stärker und ich muss doch zwischendurch das Gespräch unterbrechen und in Ruhe atmen.
Um 19 Uhr geht es wieder in den Kreißsaal. Leider hat sich auch jetzt überhaupt nichts am Muttermund getan Ich bin wahnsinnig frustriert…Und dann sagt die diensthabende Hebamme: Sie bekommen jetzt was gegen die Schmerzen (Buscopan Zäpfchen) und dann können sie schlafen gehen. Morgen machen wir weiter.
In mir kommt die Panik hoch. Ich fange an zu weinen. Ganz genauso war es bei Olivia. Jeden Abend habe ich etwas „gegen die Wehen“ bekommen (damals jedoch nicht nur buscopan sondern Wehenhemmer) und alles war wider ruhig, bis die Prozedur am nächsten Tag von vorne los ging. 5 tage lang!!! Ich habe Angst, ich will das einfach nicht. Und deshalb sage ich mir: Kommt mein baby nicht bis Freitag abend auf die Welt, lasse ich mich aufschneiden. Nochmal halte ich das nicht aus. (Genau das habe ich einen Tag zuvor auch mit dem Arzt besprochen).
Mirko fuhr um 19 Uhr nach Hause um Kraft für den nächsten Tag zu tanken.
An Schlaf war in dieser Nacht überhaupt nicht zu denken. Das Baby neben mir weinte und weinte und weinte. Die Mama war überfordert, traurig und hatte Stillprobleme. Die Nachtschwestern waren nur zu 2. und hatten eine überfüllte Wochenbettstation. Kleine Anmerkung: Die Mama bei mir im Zimmer hat sich immer wieder entschuldigt. Ich bin ihr natürlich !!! ÜBERHAUPT nicht böse. Der kleine Mensch ist gerade erst geboren und Babys weinen nun einmal :). Und die Wehen? Die sind gleichstark geblieben. Alle 5 Minuten wurde ich von den Wehen geweckt. Ich habe in der Nacht ganze 20 Minuten geschlafen. Ich hab mir immer wieder gesagt: Morgen bekommst du die doppelte Ladung Gel – dann geht es RICHTIG los. Das hat mich motiviert und mir Kraft gegeben.
27.07.2017
Mirko kommt um 8:30 Uhr ins Krankenhaus, kurz zuvor hat sich auf dem Klo bei mir der Propfen gelöst und wir werden von der Hebamme abgeholt und in de Kreißsaal begleitet. Die Ärztin, nicht die gleiche vom Vortag, entscheidet das wir die gleiche Dosis Gel bekommen, da diese ja gewirkt hätte. Die Wehen sind seit 5 Uhr morgens wieder weg.Und so bekomme ich wieder die kleinste Dosis. Die Wehen in der Nacht hatten leider auch absolut keine Auswirkung auf meinen Muttermund.
Während wir wieder 1 Stunde am CTG hängen, kommt die Hebamme herein und stellt sich vor. Ich sage ihr das ich mich nur noch bis heute Abend einleiten lassen werde und sonst einen Kaiserschnitt will.
Sie fragt was der Doktor dazu sagt, ich antworte der versteht und respektiert meinen Wunsch, aufgrund meiner Vorgeschichte.
Sie antwortet: die Einleitung kann ruhig 4-5 Tage dauern. Ist ja nicht schlimm.
Mir kommen wieder die Tränen. Ich will die Hebamme von gestern wieder! Und ich will ENDLICH mein Baby im Arm halten…Ich will keinen Tag länger einleiten und auch nicht noch so eine kurze wehennacht erleben. Ich will presswehen – JETZT!!!
Wir gehen wieder auf unser Zimmer.
Das Gel wirkt, genauso wie am Vortag, wahnsinnig schnell.Die Wehen kommen innerhalb von 10 Minuten (nachdem das Gel gelegt wurde) im 5 Minuten Abstand. Der Schmerz ist noch auszuhalten, deswegen schreibe ich in unseren Whats-App-Familienchat (Mitglieder sind nur meine Oma, Mama, meine Schwester und meine Große) das ich die Kinder vermisse und sie mich besuchen kommen können wenn sie möchten.
Um 12:30 Uhr werden die Schmerzen doch stärker. Ich muss bei jeder Wehe aufstehen und sie veratmen. Sitzen oder liegen geht überhaupt nicht. Ich schreibe schnell eine weitere WhatsApp Nachricht, das sie doch nicht kommen sollten.
Wir gehen zur Kontrolle wieder in den Kreißsaal – jetzt aber ohne Buch, lesen ist unmöglich. Das CTG zeigt tolle, starke Wellen. Ich bekomme einen Buscopan Tropf um zu entspannen. Auf dem Bett liegen, während des CTGs, ist übrigens nicht möglich. Ich hänge mehr oder weniger im Sessel und versuche ruhig zu atmen.
Da kommt die Hebamme plötzlich rein und sagt meine Mutter steht vor der Tür. Die hatte die 2. WhatsApp Nachricht gar nicht gelesen und ist deswegen nach der Arbeit gleich zum Krankenhaus gefahren. Nicht schlimm, sie darf natürlich reinkommen. Meine Mutter war bei der Geburt von Nelia UND Olivia dabei, es fühlt sich für mich richtig an das sie genau jetzt da ist. Wir unterhalten uns und ich unterbreche immer wieder das Gespräch um aufzustehen, die Hüften zu kreisen und schön zu meinem Baby zu atmen. Auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 die heftigen Schmerzen kurz vor der Geburt sind (alle Mütter wissen jetzt ganz genau was ich meine), lagen wir jetzt gefühlt bei 4. Der Tropf ist durch, die Hebamme kommt rein und sagt das sie den Muttermund jetzt nicht untersucht, weil mich das ganze nur verunsichern würde.
Sie macht mir ein Körnerkissen warm, das ich hinten in meine schöne Umstands-Jogginghose stopfen kann. Das hilft gegen die Rückenschmerzen (ich hatte die Wehen IMMER im Rücken. Auch schon bei den anderen Geburten).
Also gehen wir wieder ins Café. Der Weg dorthin ist aber gar nicht so leicht. Ich muss immer wieder stehen bleiben. Ich schließe jedes Mal die Augen und blende alles und jeden um mich herum aus. Ich kreise die Hüften und atme ganz entspannt. Meine Mutter und Mirko trinken einen Kaffee und ich eine Apfelschorle. Aber auch im Café muss ich alle 3 Minuten aufstehen. Sitzen kann ich nur in den Wehenpausen. Mama kommt noch mit hoch in den Kreißsaal. Sie fährt am nächsten morgen mit ihren Freundinnen für 3 Tage nach Amsterdam und sagt deswegen zu meinem Bauch: Kleine Maus, komm doch bitte raus, damit deine Oma dich heute Abend noch kennenlernen kann!!! Wir ALLE wollen dich endlich kennenlernen.
Und dann geht sie. Ich bin traurig als sie geht. Es fühlt sich komisch an, sie nicht mehr dabei zu haben. Sie stand mir bei Nelias Geburt 3 Tage zur Seite. Sie hat sie als erstes aus unserer Familie gesehen. Meine Mama war es, die die 5 Tage der Einleitung von Olivia jeden Tag neben mir saß, von morgens bis abends. Sie hatte Olivia als erstes auf dem Arm, als sie vom OP in den Kreißsaal gebracht wurde. Es fühlte sich komisch an, das es jetzt durchaus passieren kann, das sie zum Zeitpunkt der Geburt in einem anderen Land ist und ihr Enkelkind erst nach 3 Tagen sehen kann….
Wir gingen wieder auf mein Zimmer. Ich konnte mittlerweile gar nicht mehr sitzen und hatte das Buch schon längst im Schrank verstaucht. Die Schmerzen waren immer noch auf Punkt 4 der Richterskala. Meine Bettnachbarin sagte mir, das es ihr wahnsinnig leid tut, das nichts unternommen wird und das es nicht vorran geht und vor allem, das ich wegen ihrem kleinen so wenig Schlaf bekommen habe. Ich habe ihr aber immer wieder gesagt, das mich das nicht gestört hat 🙂
Um 15:00 Uhr sagte mein Körper mir, das es Zeit ist in den Kreißsaal zu gehen. Ich wurde untersucht und SIEHE DA! Es hat sich minimal etwas am Muttermund getan. Kein Grund jetzt sofort die Kreißsaaltasche zu holen, aber HEY!!!! Es geht jetzt wirklich los! Die Geburt startet.
Natürlich war die Geburt schon in Gange, aber erst diese Nachricht hat in mir die Blockade gelöst.
Meine Hebamme hat jetzt wieder Dienst, die Hebamme von gestern. Ich bin wahnsinnig glücklich sie zu sehen. Sie macht mir regelmäßig das Körnerkissen warm. Beim CTG schreiben lege ich mich ganz schräg in den Stuhl. Normal sitzen, geht nicht und zum Stehen bin ich zu müde. Ich schlafe in den Wehenpausen immer wieder ein. Die Hebamme erklärt Mirko leise im Hintergrund, das mein Körper (und ich) uns jetzt auf die bevorstehende Geburt vorbereiten. Wir tanken Kraft. Lange halte ich es aber nicht im sitzen aus. Ich frage, ob ich etwas gegen die Schmerzen bekommen kann.
Mirko ist die ganze Zeit über bei mir, reicht mir mein Trinken und hört mir zu. Er tut alles was er kann, respektiert aber meinen Wunsch nicht angefasst zu werden. Ich habe ihm bereits im Vorfeld gesagt das ich das unter den Wehen nicht kann und nicht mag. Aber er ist da. Er ist stark und hält alles aus. Vorher war er sich nicht sicher ob er es schafft den gesamten Zeitraum der Geburt beizuwohnen. Deswegen stand meine Freundin Sarah auf Abruf. Als es dann aber los ging, hatte er keine Zeit mehr nachzudenken, das hatten wir beide nicht. DENN!
Der Schmerztropf war noch gar nicht ganz angeschlossen, da schreibe ich meinen Freuden und meiner Familie auf WhatsApp noch schnell eine Nachricht:
Das Handy kommt weg und ich bitte Mirko, mir meinen warmen Tee zu reichen. Ich trinke tatsächlich einen Schluck und sage ihm das wir bald die Kreißsaal Tasche rüberholen können und die Kamera. Ich möchte mich umziehen und mein „Geburts-Outfit“ anziehen. Dann kommt die nächste Wehe.
Ich stehe auf, hänge mich ins Tragetuch das von der Decke hängt und Kreise mein Becken. Ich muss oooordentlich atmen. Das ist keine 4 mehr. Wir sind jetzt bei 6. Und dann passiert es. Ich höre es knacken. In dem Moment wo ich mich frage, was hier so geknackt hat, läuft es schon los. Meine Fruchtblase ist geplatzt. Nicht nur das Fruchtwasser läuft, sondern auch meine Tränen. Das war mit der emotionalste Moment der ganzen Geburt für mich. Bisher wusste ich nicht wie es ist wenn die Fruchtblase platzt. Bei den Großen wurde sie geöffnet. Und jetzt ist sie geplatzt. Jetzt geht es wirklich los. Ich werde mein Baby zur Welt bringen. vielleicht sogar heute noch. Der Gedanke ist einfach wahnsinnig schön. Ja, auch jetzt kommen mir wieder die Tränen.
Mirko öffnet die Tür und sagt der Hebamme (Nummer2, nicht meine) Bescheid. Die ruft ihrer Kollegin zu das meine Fruchtblase geplatzt ist und dann tönt es laut durch den Kreißsaal:
YEEEEEEESSSSSSSS!!!!!!!
„Meine“ Hebamme freut sich genauso wie ich!!!
Während ich noch weinend am Tuch hänge und schon die nächste Wehe veratme, zieht sie mich aus. Die Hose, Socken und Latschen kommen weg. Die sind eh klitschenass. Sie hilft mir aufs Bett, denn sie will den Muttermund jetzt untersuchen. Ich halte die Zeit auf dem Bett kaum aus. Aber!!! MUTTERMUND BEI 6 CM!!!!
Wow!!! Ich springe förmlich vom Bett und hänge mich wieder ans Seil. Und dann geht es los. Die Schmerzen steigen von jetzt auf gleich auf 10 der Skala. Meine Beine zittern und aus dem leisen Atmen, wird ein lautes tönen. Was zur Hölle ist das!!! Wir sind doch erst bei 6 cm!!!!
Die Hebamme entfernt den Tropf, der hat sowieso nichts mehr gebracht und hält das CTG an meinen Bauch. Sie erklärt uns das die kleine Maus jetzt mit ihrem Kopf den Muttermund mit Gewalt aufdrückt. Achso, deswegen diese höllischen Schmerzen. Sie sagt, sie geht kurz raus und wir sollen sofort Bescheid sagen wenn ich Druck verspühre. HAAAALLLT!!! Ich sage sofort: HIERBLEIBEN!, denn ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten. Denn der Druck ist schon da. Ich spüre, ich muss pressen.
Ich sage das ich NICHT aufs Bett kann und dann lenkt sie uns in die für mich perfekte Geburtsposition. Sie schmeißt die Matte auf den Boden, setzt Mirko auf den Hocker und setzt mich im Vierfüßler davor. Ich hänge mit dem Oberkörper zwischen seinen Beinen. Schwer zu bescheiben – aber ich hoffe ihr versteht was ich meine.
Der Schmerz der Wehen ist unfassbar stark. Ich sage das ich das nicht schaffe, das es so weh tut. Ich schreie den Schmerz heraus und weine. Aber gleichzeitig schaffe ich es trotzdem noch mein Becken zu kreisen und der Maus beim Weg hinaus zu helfen. Die Hebamme dehnt mich währenddessen, das bekomme ich jedoch nur halb mit. Die Ärztin kommt herein als ich bereits am pressen bin.
Ich spüre bei jeder Presswehe, wie ihr Kopf tiefer rutscht. Ich weiß, gleich ist sie da. Der Gedanke gibt mir wahnsinnige Kraft.
Die Hebamme sagt: Noch einmal, dann ist der Kopf da. DU SCHAFFST DAS!!!!!
Und ich presse, beiße dabei in Mirkos Hose. Dem Himmel se dank sitzt er SO BREITBEINIG da, das ich nur in den Stoff beiße und nicht äh – ihr wisst schon 😀 und da ist er. Der Körper kommt so mit und ich höre nur wie die Hebamme sagt: Du musst sie nehmen. Ich sitze voll (zur Ärztin gewandt – warum erkläre ich gleich).
Und dann ist sie da. Mein Mädchen. Sie liegt zwischen meinen Beinen und schreit mich an. Ich frage ganz vorsichtig ob ich sie hochnehmen darf. – ja natürlich –
Und dann nehme ich sie hoch, drücke sie an mich und bin einfach nur überwältigt. Ich habe es geschafft. Ich habe mein Kind auf die Welt gebracht. Ich, ganz allein. Ohne PDA, ohne Kaiserschnitt. Mein Körper hat es geschafft.
Ich schaue Mirko an und sage: wir haben es geschafft. Unser Baby ist da.
Elise wurde um 16:30 Uhr geboren, 15 Minuten nachdem die Fruchtblase geplatzt ist.
Sie wiegt 3415 Gramm und ist 52 cm groß. Ihr Kopfumfang beträgt 36 cm.
Die Hebamme und Mirko helfen mir auf und bringen mich aufs Bett. Als ich aufstehe, verliere ich viel Blut. Ganz viel Blut….Aber die Hebamme beruhigt mich schnell. Wenn man so kurz nach der Geburt aufsteht, ist es normal soviel Blut zu verlieren.
Auf dem Bett darf ich mit meiner kleinen kuscheln. Viele Bilder von der Geburtsphase gibt es nicht. Unsere Kreißsaal Tasche lag noch im Zimmer – die Kamera auch. Außerdem ging es am Ende so wahnsinnig schnell, das gar keine Zeit mehr blieb nachzudenken oder die Tasche zu holen 🙂
Die Plazenta kam mit einmal pressen super leicht heraus. Ich sage nochmal das ich die gespaltene Plazenta habe – aber das brauch ich nicht, denn das sieht man bereits.
Mirko schneidet die Nabelschnur durch, nachdem diese auspulsiert ist.
Dann schiebt die Ärztin ein Tablett mit Nadel, Faden und anderen Utensilien neben mein Bett. Mist, da war ja was. Bei dieser schnelle Geburt bin ich bestimmt komplett gerissen. Von vorne bis hinten, von rechts nach links. Die Hebamme und Ärztin untersuchen mich und sind beide total überrascht. Außer einer kleinen Schürfwunde habe ich GAR NICHTS. Wow. Danke fürs Dehnen liebe Hebamme ♥
Und dann sehe ich, was die Hebamme meinte, als sie sagte sie wäre voll. Sie ist VOLL. Voll mit Kot. Sie erzählt mir das Elise sich erleichtert hat, als sie raus kam. Und sie hat die Hebamme getroffen. Aber wie!!! 🙂 Sie sagt: Na, das da alles funktioniert, wissen wir ja jetzt 😀
Wisst ihr, ich habe früher immer gesagt das alle Frauen lügen die sagen: Der Schmerz ist höllisch, aber wenn du dein Baby im Arm hälst, ist alles vergessen und du bist nur eins: Glücklich!
Aber Elise Geburt hat mir das Gegenteil bewiesen.
Natürlich war sie schmerzhaft, aber es war dank der Atemtechnik erträglich. Ja, ich habe gebrüllt wie ein Tiger. Aber als ich sie selbst hochgenommen habe und sie dann an meine Brust gedrückt habe, WAR alles vergessen.
Mirko informierte meine Mutter und Oma. Meine Oma machte sich gleich mit Olivia und Nelia auf den Weg. Ich schrieb meinen Freunden, bzw schickte ihnen das Bild von uns. Achtet nochmal auf die Zeit 🙂
Sie waren alle total verdutzt, jetzt so schnell ein Foto von mir UND Baby zu bekommen. Und ja, so wie ich dort strahle, so fühlte ich mich auch.
Um 17 Uhr waren die Kinder vorm Kreißsaal. Die Hebamme – die sich mittlerweile umgezogen hatte 😀 – und eine weitere Frau putzten schnell den Kreißsaal etwas. Die anderen Räume waren leider belegt. Das Blut wurde grob aufgewischt und mir eine Decke übergeschmissen. Dann durften die drei herein kommen.
Sie haben gestrahlt. Bis über beide Ohren!!! Ich habe sie gefragt ob sie sich die Plazenta auch anschauen wollen. Sie lag im Waschbecken, direkt neben dem Bett. Beide Kinder wissen genau was die Plazenta ist, wie sie ungefähr aussieht und was sie macht. Und alle beide wollten sie sehen. Sie schauen ganz interessiert in das Waschbecken und Nelia sagt laut:
Ohhhh wie schön! Die Plazenta sieht ja aus wie ein Herz!!! ♥
Das tat sie wirklich. Schade das ich kein Foto gemacht habe.
Wir haben die Kinder kurz darauf aber noch einmal rausgeschickt. Ich habe Elise zum ersten Mal gestillt und wurde etwas sauber gemacht. Wir haben gekuschelt, gestrahlt und den Babyduft in uns aufgesogen. Und daaaann wurde sie auch gemessen, gewogen und angezogen.
Lange haben die Kinder es übrigens nicht ausgehalten. Nach 40 Minuten kamen sie zurück in den Kreißsaal – in Begleitung meiner Mutter.
Sie sagte natürlich gleich: Die kleine Maus hat auf mich gehört!!!!!!
Und mein Stiefvater sagte: Ich hatte Recht!!!
Denn er hat von Anfang an gesagt das die kleine am 27.07. zur Welt kommen wird.
Nach einer Nacht im Krankenhaus sind wir gegangen. Mir ging es super!!! Aber über die Zeit danach werde ich in einem Extra Post berichten. Immerhin sind es jetzt schon 3600 Wörter 😀
Ich möchte allen, die einen Kaiserschnitt hatten, auf diesem Wege Mut machen. Ihr KÖNNT es schaffen – ich habe es auch geschafft!!!
Und danke an jeden der es tatsächlich durchgehalten hat und alle Wörter gelesen hat. Es war viel, aber es war magisch und mir nicht möglich das ganze in einer verkürzten Version niederzuschreiben 🙂
Oh was für ein wunderschöner Geburtsbericht… ich habe Pipi in den Augen ??
Ich habe mit Dir mitgefühlt. Super, dass es dann so schnell ging und Du eine wunderschöne Geburt erleben durftest, die dich bestimmt ein wenig von der vorherigen „geheilt“ hat.
Deine strahlenden Augen auf dem Bild sagen mehr als 1000 Worte. ?
Ich hatte auch eine VBAC und bin meiner Klinik so dankbar, dass sie mir diese ermöglicht haben.
Alles Liebe! ❤
Dankeeeee ♥ Ja diese Geburt war wirklich ein Traum und hat das Trauma von der davor ganz beseitigt.
Ich bin der Hebamme und der Klinik auch sehr, sehr dankbar. Ohne sie hätten wir das nicht geschafft 🙂
Vielen Dank für diesen tollen Bericht!
Ich hatte vor knapp einem Jahr einen (ungewollten, aber wegen BEL und Präeklampsie geplanten ) Kaiserschnitt und beschäftige mich momentan sehr mit der Aufarbeitung.
Beim nächsten Kind wünsche ich mir so sehr eine natürliche Geburt…oder es zumindest versuchen zu dürfen.
Dein Bericht macht so viel Mut es zu schaffen und ist im übrigen so emotional geschrieben, dass ich mich wahnsinnig für dich mitgefreut habe.
Vielen Dank nochmal und liebe Grüße,
Merle
Vielen lieben Dank!
Ich drücke dir die Daumen, das du eine natürliche Geburt erleben darfst.
Wenn nichts dagegen spricht, würde ich es auch immer versuchen.
Viele Grüße,
Tanja